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IW: Nahversorgungsdichte in Thüringen höher als im Ruhrgebiet

Köln (dts) – Eine neue Studie deckt zum Teil große Unterschiede bei der Nahversorgung unter den Bundesländern in Deutschland auf.

Der Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, zufolge ist die sogenannte Nahversorgungsdichte – also die Anzahl von Lebensmittelgeschäften pro Einwohner – besonders in Sachsen, Bayern und Thüringen vergleichsweise hoch. Nordrhein-Westfalen hingegen belege in der Statistik den letzten Platz, so das IW.

Konkret gibt es in Sachsen demnach im Schnitt 17,4 Lebensmittelgeschäfte pro 10.000 Einwohnende, in Bayern 17,0 und in Thüringen 15,8. Nordrhein-Westfalen belegt mit 10,8 Lebensmittelgeschäften pro 10.000 Einwohnende den letzten Platz. Auf Kreisebene liegen der Landkreis Cochem-Zell (36,2 Geschäfte pro 10.000 Einwohnende), der Landkreis Kitzingen (30,4) und der Landkreis Südliche Weinstraße (30,0) vorne. „In diesen Regionen – allesamt Weinanbaugebiete – gibt es vor allem viele Läden, die sich auf den Verkauf von Wein spezialisiert haben“, heißt es in dem IW-Bericht.

Im niedersächsischen Salzgitter gibt es, so die Studie, hingegen nur 7,1 Lebensmittelgeschäfte pro 10.000 Einwohnende. Auch im Ruhrgebiet, der am dichtesten besiedelten Region Deutschlands, beträgt die Versorgungsdichte in vielen Kreisen nur sieben oder acht Geschäfte pro 10.000 Einwohnende.

Folgen einer schlechten Nahversorgungsdichte seien vielfältig, sagte die IW-Ökonomin Barbara Engels den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie verwies darauf, dass Menschen, die in schlecht versorgten Regionen leben, abhängiger seien von Mobilität – also von einem Auto oder vom öffentlichen Personennahverkehr. „Das ist insbesondere für ältere oder weniger mobile Bevölkerungsgruppen nachteilig“, sagte Engels. Zudem sei die Lebensqualität in diesen Regionen potenziell eingeschränkt. „So sind sie auch weniger attraktiv für Menschen, die erwägen, in diese Region zu ziehen“, erklärte die Forscherin weiter.

Auch mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung einer Region könne ein schlechteres Nahversorgungsangebot Auswirkungen haben. „Weil weniger Kaufkraft lokal gebunden wird, ergeben sich wirtschaftliche Nachteile für die schlecht versorgten Regionen – das Geld fließt in andere Regionen ab. Auch der Onlinehandel dürfte in schlecht stationär versorgten Regionen umso attraktiver sein“, so Engels. Das wiederum sei schlecht für Händler, die sich nicht online positionieren wollen oder können – und auch schlecht für Verbraucher, die nicht online kaufen wollen oder können, sagte sie weiter.

Als Datenquelle haben die IW-Forscher Einträge aus der OpenStreetMap der Geofabrik genutzt. Laut IW könne von der Anzahl der Geschäfte allerdings nicht auf die Verkaufsfläche geschlossen werden. Eine Aussage über die tatsächliche Qualität der Versorgung sei also nicht möglich, heißt es in dem Bericht. Eine Haupterkenntnis sei aber, dass Menschen in der Stadt oder in Ballungsräumen zwar mehr Lebensmittelgeschäfte zur Verfügung hätten als Menschen in ländlichen Gebieten, diese aber eben auch mit deutlich mehr Menschen teilen müssten, so Forscherin Engels.

Foto: Einkaufswagen vor einem Supermarkt (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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