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Auch IWH kappt Wachstumsprognose für 2024

Halle (Saale) (dts) – Nach mehreren Wirtschaftsforschungsinstituten hat auch das IWH in Halle seine Konjunkturprognose für 2024 gekappt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im laufenden Jahr um lediglich 0,2 Prozent expandieren, teilte das Institut am Donnerstag mit. Für 2025 beinhaltet die Prognose einen Zuwachs um 1,5 Prozent (Ostdeutschland: 0,5 Prozent und 1,4 Prozent). Im vergangenen Dezember waren die IWH-Konjunkturforscher noch von einem Plus von 0,5 Prozent für Deutschland im Jahr 2024 und von 1,2 Prozent für 2025 ausgegangen.

Zu Beginn des Jahres 2024 zeigten Stimmungsindikatoren etwas aufgehellte Aussichten für die internationale Konjunktur. Dabei war die weltweite Produktionsdynamik noch bis Ende 2023 zurückgegangen. Ursachen waren laut IWH hohe Inflation, restriktive Geldpolitik und in Europa der russische Krieg gegen die Ukraine sowie in China die dortige Immobilienkrise. Die Finanzmärkte seien vor diesem Hintergrund „bemerkenswert optimistisch“, vor allem in Erwartung von Leitzinssenkungen ab dem Sommer, so das Institut.

Zudem erwarteten sich die Anleger wohl Wachstumsimpulse von Innovationen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Für die USA könne die Tatsache optimistisch stimmen, dass die restriktive Geldpolitik bisher überraschend wenig gedämpft habe. In Europa dürfte die Dynamik dagegen recht schwach bleiben, hieß es weiter. Gründe seien unter anderem die höheren Energiekosten des Verarbeitenden Gewerbes und industriepolitische Maßnahmen in den USA und in China, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter beeinträchtigen.

„Deutschland befindet sich in einer langanhaltenden Stagnation“, sagte Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH. Ende 2023 seien privater Konsum und Investitionen niedriger als vor Pandemieausbruch vor vier Jahren gewesen. Für die schlechte Wirtschaftslage gebe es mehrere Ursachen: Hohe Inflation habe die Realeinkommen gedrückt, und die Haushalte hielten sich mit Konsumausgaben zurück. Die Industrieproduktion der energieintensiven Wirtschaftszweige sei zudem deutlich rückläufig. Aber auch allgemeine Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland drückten die Ausgabenneigung von Haushalten und Unternehmen.

Was die Konjunktur stütze, sei der „recht robuste Arbeitsmarkt“. Der jüngste Anstieg der realen Arbeitnehmereinkommen dürfte sich im Jahr 2024 fortsetzen und ein deshalb wieder höherer privater Konsum die Unternehmensinvestitionen stabilisieren, so das Institut. Allerdings werden die Bauinvestitionen weiter durch die gestiegenen Finanzierungskosten belastet. „Erst in der zweiten Jahreshälfte ist mit einem leichten Anziehen der Konjunktur zu rechnen“, sagte Holtemöller.

„Ein Risiko für die deutsche Konjunktur besteht in der Frage, wie gut der derzeitige erhebliche Strukturwandel bewältigt werden kann“, so der Ökonom. Teile des Verarbeitenden Gewerbes, etwa energieintensive Produzenten oder Zulieferer der Automobilindustrie, bauten Arbeitsplätze ab. Weil gesamtwirtschaftlich Arbeitskräftemangel herrsche, sollte es im Prinzip möglich sein, die freigesetzten, zum Teil hochqualifizierten, Fachkräfte rasch wieder in Beschäftigung zu bringen.

Es gebe aber auch Faktoren, die eine Reallokation in Deutschland erschwerten, so die Wirtschaftsforscher weiter. Denn sowohl der regionalen als auch der beruflichen Mobilität stünden in Deutschland oft hohe Hürden entgegen. Gegenwärtig komme dazu eine verbreitete Unsicherheit, die Unternehmen davon abhalten könnte, jetzt mit neuen Mitarbeitern zu expandieren.

Foto: IWH – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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